Kriegserfahrung und Kunst als Basis interkultureller Diskurse
Vortrag von Till Ansgar Baumhauer
Kriegserfahrung und Kunst als Basis interkultureller Diskurse
Donnerstag, 26. November 2015, 19 Uhr
Gefördert durch die Thüringer Staatskanzlei
Der Dialog mit den Kulturen des Klein- und Südasiatischen Raums war in Deutschland nie dringlicher als in der aktuellen Situation. Diffusen, aber destruktiven Ängsten und Abwehrhaltungen kann nur entgegentreten, wer offen gegenüber fremden Kulturen ist und zugleich differenzierendes Wissen über sie mitbringt.
Till Ansgar Baumhauer hat in seiner künstlerischen wie wissenschaftlichen Arbeit seit 2009 genau diese Auseinandersetzung gesucht. Zeitgleich begann er mit seinem Promotionsstudium in Weimar und einer Tätigkeit als archäologischer Zeichner in Herat (Westafghanistan). Diese beiden Arbeitsebenen sind in den vergangenen sechs Jahren zu einem komplexen Projekt zwischen Theorie und künstlerischer Praxis verschmolzen.
Baumhauers Thema ist der Krieg und seine Übersetzung in Bildmedien. Hierfür untersuchte er die visuellen Kulturen Afghanistans. Zugleich schlug er einen Bogen zurück in die deutsche Geschichte: Dem über dreißig Jahre andauernden Konflikt am Hindukusch stellt er die Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges in Deutschland 1618–1648 gegenüber – zwei Langzeitkrisen, die mehr miteinander gemein haben, als man vermuten würde.
Zugleich begreift der Künstler diese Konstellation als Experimentierfeld für den interkulturellen Diskurs über die Epochen hinweg. In Kooperationen mit afghanischen Künstlern und Kunsthandwerkern hat er Werkblöcke entwickelt, die kulturelle Missverständnisse ebenso sichtbar werden lassen wie glückende Transformationen von einer Kultur in die andere.
Baumhauer plädiert dafür, mit dem Blick auf die eigene kulturelle Vergangenheit in einen Dialog einzutreten, der Empathiefähigkeit an die Stelle kulturell begründeter Abgrenzung setzt.
Das Kunsthaus Erfurt zeigt bis zum 27.11. einige Arbeiten von Till Ansgar Baumhauer im Rahmen der Ausstellung „Fokus Bauhaus*** Ausgewählt“. In seinem Vortrag im Kunsthaus Erfurt stellt der Künstler einige weitere Ergebnisse seiner wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeit vor und anschließend zur Diskussion.